Ridle Baku, U21-Europameister und Profi des VfL Wolfsburg, unterstützt „Fußball trifft Kultur“ als bundesweiter Botschafter.
In dieser Rolle fungiert er nicht nur als Vorbild für die Kinder von „Fußball trifft Kultur“, sondern bringt sich in die inhaltliche Gestaltung des Programms ein. Sobald es die geltenden Corona-Regeln erlauben, möchte er die Programmgruppen in den Schulen und das Abschlussturnier besuchen. Im Interview berichtet er von seiner Zeit als junger Fußballprofi und Schüler, spricht über die Vorbildfunktion von Profifußballern und über seine Motivation, „Fußball trifft Kultur“ als bundesweiter Botschafter zu unterstützen.
Lieber Ridle, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der U21-Europameisterschaft und zu einer tollen Saison! Wie hast Du diese Saison, die unter den besonderen Umständen der Corona-Pandemie durchgeführt wurde, erlebt?
Vielen Dank für die Glückwünsche. Es war tatsächlich eine außergewöhnliche Saison – in jeder Beziehung. Sportlich lief es für den Club und auch für mich persönlich super. Ich war bei meinem Wechsel natürlich zuversichtlich, sonst hätte ich den Schritt ja nicht gemacht. Aber dass es so gut laufen würde, hat wohl niemand geahnt. Und jetzt zum Abschluss noch der Titel bei der U21-EM – unglaublich! Ein ganz dicker Wermutstropfen war allerdings, dass wir die Erfolge nicht zusammen mit unseren Fans feiern durften. Ich hoffe, dass wir das bald nachholen können. An Fußball ohne Zuschauer kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Das will ich auch gar nicht.
Heute bist Du Stammspieler und Leistungsträger beim VfL Wolfsburg, der sich gerade für die Champions League qualifiziert hat. Dein Weg begann im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des 1. FSV Mainz 05. Wie sah Dein Weg bis hierhin aus?
Wir sind eine fußballverrückte Familie. Mein Zwillingsbruder Makana und ich sind schon früh mit unserem älteren Bruder Kokolo auf den Bolzplatz mitgegangen und haben immer mit den älteren Jungs gespielt. Ich bin dann bereits mit neun Jahren beim FSV Mainz 05 gelandet, wo ich später auch Profi wurde.
Eine der größten Herausforderungen als junger Fußballer ist sicherlich, Sport und Schule unter einen Hut zu bekommen. Wie hast Du das geschafft?
Je älter ich wurde, desto größer wurde natürlich auch der Trainingsaufwand. Es war dann gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich war kein überragender Schüler, aber ich habe es hinbekommen. Das finde ich auch wichtig. Egal, wie talentiert man auch ist – der Weg zum Profi ist schwierig. Da sollte man auf jeden Fall ein zweites Standbein, sprich einen Schulabschluss haben.
Nachdem Deine Karriere Fahrt aufgenommen hatte, standest Du zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit. Wie gehst Du damit um? Es gibt ja, gerade in den sozialen Medien, auch immer kritische Stimmen.
Meine Karriere verlief bisher zum Glück sehr positiv, deshalb habe ich das noch nicht so extrem erlebt. Ich habe jedoch schon den Eindruck, dass die Hemmschwelle in den sozialen Netzwerken teilweise sehr niedrig ist. Aber klar, ich merke, dass ich jetzt etwas mehr in der Öffentlichkeit stehe. Aber das sehe ich gar nicht so negativ. Das bietet ja auch die Chance, auf bestimmte Dinge aufmerksam zu machen – so wie hier als Botschafter für „Fußball trifft Kultur“.
Was hat Dich dazu bewegt, Dich für dieses Programm zu engagieren?
Ich habe mir in den vergangenen Monaten verstärkt Gedanken darüber gemacht, wie ich mich vielleicht gesellschaftlich engagieren könnte. Ich weiß, dass ich bisher viel Glück gehabt habe im Leben und sehr privilegiert bin. Ich möchte Kindern helfen, die es vielleicht etwas schwerer haben. Als Karin Plötz von „Fußball trifft Kultur“ mit der Idee auf mich zukam, das Programm als Botschafter zu unterstützen, war ich sofort begeistert. Die soziale Kraft des Fußballs mit Förderunterricht zu verbinden – das finde ich klasse. Da möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten helfen.
Bei „Fußball trifft Kultur“ wird die integrative Kraft des Fußballs genutzt, um unter anderem die Sozialkompetenzen der Kinder zu stärken. Was hast Du selbst durch den Fußball gelernt?
Der Fußball hat mir sehr viel gegeben. Und das meine ich jetzt völlig unabhängig vom sportlichen Erfolg. Der Fußball hat eine einende Kraft. Wenn du auf den Platz gehst, ist es völlig egal, woher du kommst. Dann zählt nur das gemeinsame Ziel. Du musst lernen, dich in eine Gruppe zu integrieren und mit Niederlagen umzugehen. Als Team, aber auch persönlich, wenn du vielleicht mal nur auf der Bank sitzt oder verletzt bist. Ich glaube, man erlangt im Mannschaftssport viele soziale Kompetenzen, die einem auch außerhalb des Platzes sehr helfen.
Während der Corona-Pandemie macht sich das Fehlen dieser sozialen Komponente besonders bemerkbar. Dabei stehen Kinder in Zeiten von Home-Schooling und Kontaktbeschränkungen vor besonderen Herausforderungen. Was wünschst Du Dir in der Zeit nach der Pandemie für die Kinder?
Normalität. Ich wünsche mir, dass die Kids wieder normal in die Schule gehen können. Ihrem Sport nachgehen. Mit so vielen Freunden spielen, wie sie wollen. Familien und Kinder sind in dieser Pandemie wirklich extrem belastet.
Wenn die Pandemie etwas Positives hatte, dann vielleicht, dass wieder mehr gelesen wird. Wie ist es bei Dir? Hast Du ein Lieblingsbuch, was Du uns und unseren „Fußball trifft Kultur“-Kindern empfehlen kannst?
Vielleicht nicht für jüngere Kinder, aber mein absolutes Lieblingsbuch: „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky. Der Untertitel lautet: „Eine Erzählung über den Sinn des Lebens.“ Und genau darum geht es auch. Sehr empfehlenswert.
Zum Abschluss: Möchtest Du unseren „Fußball trifft Kultur“-Kindern noch ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben?
Glaubt an euch. Gebt nicht auf. Kämpft für eure Ziele. Auf dem Fußballplatz genauso wie in der Schule.
Copyright Foto: Adidas