Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung über die Besonderheiten von "Fußball trifft Kultur" und Herausforderungen in der Zukunft.

Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung, begleitet „Fußball trifft Kultur“ (FtK) seit ihren Anfängen bei der DFL Stiftung. Zunächst als Projektmanagerin, schließlich als Leiterin Projekte und nun seit September 2020 in ihrer Rolle als Vorstandsvorsitzende. Die DFL Stiftung fördert „Fußball trifft Kultur“ im zwölften Jahr und fungiert seit 2012 als bundesweite Förderin des integrativen Bildungsprogramms. Die Rollen von Franziska Fey mögen sich über die Jahre verändert haben – was bleibt, ist die Motivation, den Fußball und dessen integrative Kraft zur Steigerung der Bildungsgerechtigkeit zu nutzen. Wieso gerade dieses Anliegen heute wichtiger denn je ist, wie die DFL Stiftung „Fußball trifft Kultur“ unterstützt und welche zukünftigen Herausforderungen im Rahmen des Programms angegangen werden sollen, verrät sie im Interview.

Liebe Franziska, seit fast sieben Jahren begleitest Du „Fußball trifft Kultur“ nun schon in verschiedenen Rollen. Du kennst das Programm dementsprechend wie kaum eine Zweite. Was macht das Programm für Dich besonders?

Besonders an „Fußball trifft Kultur“ ist der Dreiklang aus Fußballtraining, Kompetenztraining und kulturellen Veranstaltungen, der den Kindern viele Sprachanlässe und Trainingsmöglichkeiten bietet. Das hat sich als Erfolgsmodell herausgestellt. Vor allem die Kombination aus schulischer Förderung und Bewegung führt dazu, dass die Kinder besonders motiviert sind und über das ganze Schuljahr am Ball bleiben. Das Highlight ist das große Abschlussturnier am Schuljahresende, zu dem alle Programmgruppen aus ganz Deutschland zusammenkommen. Ich war schon bei einigen Abschlussturnieren dabei, das ist natürlich ein besonderes Erlebnis. Die Kinder sind begeistert und mit großem Einsatz bei der Sache.
Dies gilt übrigens auch für die Lehrkräfte sowie die Trainerinnen und Trainer, die das Programm an den Standorten mit Leben füllen und sich immer wieder tolle Aktionen und Stundeninhalte ausdenken. Alle Fäden hält schließlich das Team der LitCam rund um die Direktorin Karin Plötz zusammen, die das Programm mit großem Engagement seit knapp 15 Jahren leitet und weiterentwickelt.

Soziale Projekte, die die Steigerung der Bildungsgerechtigkeit als Ziel haben, gibt es viele. Wieso engagiert ihr euch gerade im Rahmen von „Fußball trifft Kultur“?

Wir möchten Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihre Potenziale zu entfalten und sich bestmöglich zu entwickeln. Als Stiftung aus dem Profifußball machen wir das vor allem mit, durch und im Kontext Sport – das entspricht dem genau Ansatz von „Fußball trifft Kultur“. Was uns außerdem überzeugt: Das Programm begleitet Kinder in der Regel über ganze zwei Jahre vor oder nach dem entscheidenden Übergang von der Grund- in die weiterführende Schule. Hier werden wichtige Weichen für einen erfolgreichen Bildungsweg gestellt, der bestenfalls Zukunftschancen eröffnet.

Mit der DFL Stiftung steht ihr stellvertretend für das Engagement des Profifußballs bei „Fußball trifft Kultur“. Wie sieht diese Unterstützung durch den Profifußball genau aus?

Als DFL Stiftung sind wir bundesweite Partnerin und stellen mit unserer Förderung und strategischen Begleitung übergeordnete Strukturen sicher: die Programmleitung, Qualifizierung des Programmpersonals, wissenschaftliche Begleitung, Vernetzung in den Profifußball etc. Daneben wird jeder Programmstandort von einem lokalen Fußballclub unterstützt. An nahezu allen Standorten handelt es sich dabei um Proficlubs. Sie führen das Fußballtraining durch, was die Kinder zusätzlich anspornt. Die Clubs ermöglichen außerdem besondere Erlebnisse wie Stadionbesuche und -führungen oder auch Fragerunden mit Spielerinnen und Spielern.
In diesem Programmjahr gibt es mit der FtK-ClubChallenge eine weitere Möglichkeit für die Kinder, sich mit dem „eigenen“ Proficlub auseinanderzusetzen. Sie beschäftigen sich in ihren Gruppen mit der Clubgeschichte, den Spielern oder auch dem gesellschaftlichen Engagement des Clubs. Die möglichst kreativ gestalteten Ergebnisse werden von einer Jury rund um den deutschen Fußballnationalspieler Ridle Baku bewertet. Auch ich darf Teil der Jury sein und bin schon sehr gespannt darauf, was sich die Kinder einfallen lassen.

Die Förderung der Sprachfähigkeit ist ein zentrales Element von „Fußball trifft Kultur“. Welche Rolle nimmt Sprache im Leben junger Menschen ein und wieso ist es so wichtig, diese Kompetenz zu fördern?

Sprache ist der Schlüssel zu sehr vielen Lebensbereichen und im Leben junger Menschen enorm wichtig. Sprachkompetenz beeinflusst Bildungschancen von Beginn an. Auch soziale Kontakte werden u.a. durch Sprache aufgebaut. Der Austausch über die eigene Umwelt, das Erlebte und eigenes Empfinden kann Zugehörigkeitsgefühle und positive Emotionen vermitteln. Da wir als Stiftung „Chancen schaffen“ und für eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sorgen wollen, ist Sprache ein wesentliches Element.

„Fußball trifft Kultur“ bringt die Kinder auch in Bewegung und fördert auf spielerische Art und Weise ihre Sozialkompetenzen. Welche Bedeutung würdest Du diesem Aspekt, gerade in Zeiten von Schulschließungen und Social Distancing, zuschreiben?

Bewegung ist immens wichtig für die körperliche, sozial-emotionale, aber auch für die kognitive Entwicklung von Kindern. Bewegung, Wahrnehmung und Lernen hängen eng miteinander zusammen. In den letzten beiden Jahren kamen Bewegung und der Austausch mit Gleichaltrigen viel zu kurz. Daher ist es aktuell wichtiger denn je, das Bewegungsverhalten von Kindern zu fördern. FtK bietet eine gute Chance, um das Verpasste Schritt für Schritt wieder aufzuholen, und ist gleichzeitig ein gelungenes Beispiel, wie man Bewegung als essenziellen Bestandteil einer ganzheitlichen Entwicklung begreifen kann.

Stichwort Corona-Folgen: Diverse Studien gehen davon aus, dass die Corona-bedingten Einschränkungen besonders die Kinder aus sozial benachteiligten Stadtteilen treffen, was die Schere weiter auseinandertreibt. Wie können Programme wie „Fußball trifft Kultur“ hier helfen?

FtK richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler, die es aufgrund ihrer sozialen Rahmenbedingungen besonders schwer haben. Nachweislich sind es oftmals diese Kinder, für die die Schulschließungen zu besonders negativen Folgen wie Bewegungsmangel, niedrigeren Lernerfolgen oder einer geringeren Lernmotivation geführt haben. Programme wie FtK können diese Entwicklungen abfedern und Alltagsstrukturen zurückgeben. Sie schaffen Räume, in denen sich Kinder bewegen und mit anderen Kindern austauschen können. Ich finde es daher großartig, welchen Einsatz das Team der LitCam gezeigt hat, um die Angebote mit entsprechenden Hygieneauflagen wieder aufzunehmen und auch zusätzliche Ferienangebote zu organisieren.

Blicken wir zum Abschluss in die Zukunft: Was wünschst Du Dir für „Fußball trifft Kultur“ und wo siehst Du das Programm in fünf Jahren?

Für die nahe Zukunft wünsche ich mir, dass das Programm an allen Standorten wieder ohne Einschränkungen stattfinden kann. Außerdem hoffe ich sehr, dass wir im Juni alle zusammen zum großen Abschlussturnier zusammenkommen werden.
Wenn ich etwas weiter in die Zukunft blicke, sehe ich 2027 eine große Feier zum 20-jährigen Bestehen des Programms. Das weiterhin engagierte Partnernetzwerk, viele Kinder aus den Programmgruppen und ehemalige Teilnehmende sind dort anwesend und berichten von ihren Erfolgsgeschichten.
Was die inhaltliche Ebene betrifft, bin ich mir sicher, dass das Programm sich stetig weiterentwickelt, innovative Methoden einsetzt, nah an den Bedarfen der Kinder bleibt und sie immer stärker einbezieht – als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenswirklichkeit.

Copyright Foto: DFL/Denkewitz

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